Die fünfzehn "goldenen Regeln"

Die fünfzehn "goldenen Regeln" für das Kyokushin Karate

Die stetig wachsende Verbreitung des Kyokushin Karate sowie anderer Kampfsportarten und deren anwachsende Popularität haben neben dem positiven Aspekt der steigenden Mitgliederzahlen leider auch zu einigen beklagenswerten Verwechslungen und Verwirrung geführt. Der Zeitgeist räumt dem Sport heute einen enormen Stellenwert ein. Leider ist aber auch eine fortschreitende "Verwässerung" damit verbunden, wie wir es gerade in der Kampfsportart Karate feststellen müssen. Auf der einen Seite die Vergötterung des Hochleistungssports, auf der anderen Seite Sport als purer Zeitvertreib, als Hobby und Spaß. Aber es sind gerade diese beiden Extreme, die unserem Karate Do vom Wesen her fremd und feindlich sind!
Wir haben "JA" gesagt zur Entwicklung des Karate, hin zu einer modernen Kampfsportart, wir wollen aber keinesfalls auf die geistigen und erzieherischen Kräfte des Karate Do verzichten, so wie wir es von den großen Meistern gelernt haben. Nur diese Werte sichern auf Dauer die Existenzberechtigung des Karate, geben unserem Oben und unseren Bemühugen einen tieferen Sinn und garantieren eine Beschäftigung mit dem Karate auch über den Tag hinaus.

ES IST KEIN VORÜBERGEHENDER SPASS, SONDERN EINE SCHULE FÜRS LEBEN; IM WAHRSTEN SINNE DES WORTES; KARATE BEGINNT UND ENDET IN DER VERVOLLKOMMUNG DES CHARAKTERS.

Mas OYAMA, Begründer des Kyokushin Karate; aus "Mein Kyokushin Karate Weg", 1966, Tokio


1. Regel
Für uns Karateka ist unser DOJO eine Stätte der inneren Sammlung und der Ruhe, ein Ort der Konzentration und der Höflichkeit. Lautes und aufdringliches Verhalten und Gebaren oder gar Lärmen sind uns daher ein Greuel.

2. Regel
Beim Betreten oder Verlassen unseres DOJOS grüßen wir mit einen leichten Verbeugung. Dieser Gruß gilt zunächst der Übungsstätte und dem Karate, aber auch unserem Lehrer (SENSEI) und unserer Übungsgruppe. Handschlag und lautes "Hallo" oder "Tschüß" können daher getrost entfallen.

3. Regel
Klatschen oder gar Pfeifen sind in einem Dojo völlig fehl am Platze! Unsere Zustimmung drücken wir lieber durch unser aufmunterndes "OSU", sowie besonderen Einsatz und Anstrengung aus. Unser Lehrer braucht keine Beifallsbekundungen: Als Sensei versucht er jedem Training sein BESTES zu geben. Mißfallenskundgebungen und lasches, lustloses Üben kennen wir nicht; dies wäre eine Beleidigung für unsere Lehrer und eine Schmähung der Übungsgruppe und unserer Partner.

4. Regel
Vermeide es unbedingt, verspätet zum Unterricht zu kommen! Sollte dies dennoch einmal der Fall sein, so grüße den Lehrer und die Gruppe kurz mit einer leichten Verbeugung. Spar dir alle Erklärungen und Ausreden und warte auf ein Zeichen deines Lehrers, dich dort in der Gruppe einzuordnen, wo du als "ZUSPÄTKOMMER" am wenigsten störst; ganz hinten am Ende der Gruppe!

5. Regel
Das Verlassen des DOJO während des Unterrichts gilt als unhöflich. Ist es dennoch einmal unumgänglich, so zeige deinem Lehrer die Absich durch eine leichte Verbeugung an und warte auf seine Bestätigung. Melde dich auch wieder korrekt zurück!

6. Regel
Unterbreche nicht den Unterricht durch Fragen oder gar durch kluge Einwände! Die meisten Fragen lassen sich durch eigenes Nachdenken selbst beantworten, stehle daher nicht durch deine Denkfaulheit den anderen Karateka und deinem Lehrer die Zeit. Nach dem Unterricht ist noch genug Zeit, Fragen und Einwände zu klären und zu besprechen.

7. Regel
Versuche immer, durch dein Verhalten und deine Mitarbeit zu einem reibungslosen Unterrichtsverlauf beizutragen. Sei immer aufmerksam, schnell und konzentriert. Bemühe dich soweit mitzudenken, daßdu der Situation immer die berühmte Nasenlänge voraus bist. Du willst Kämpfen lernen, da sind die Grundvoraussetzungen Wachsamkeit, Beobachtungsgabe und Mitdenken.

8. Regel
SEI WACHSAM! Ob es um die Aufstellung der Übungsgruppe geht oder die Ausführung einer neuen Partnerübung: Sei so wachsam, daß dir kein Fehler unterläuft. Jede Bewegung im Karate - Unterricht hat Sinn, ihre Bedeutung; jedes Kommando verlangt deine volle Konzentration. Unaufmerksamkeit und Unachtsamkeit müssen im Unterricht ausgemerzt werden, denn im Kampf sind diese beiden Aspekte die größten Fehler.

9. Regel
SEI ERNSTHAFT! WSenn du die ganze Sache nur von der lustigen Seite her nehmen willst, so such dir bitte schnell eine andere "Sportart" aus. Karateka sind übrigens sehr lustige und fröhliche Leute, aber nur außerhalb des Unterrichts.

10. Regel
SEI HÖFLICH! Zeige deinem Übungspartner, daß du ihn achtest. Streng dich an, ein fairer und guter Partner zu sein. Mimm deinen Partner ernst, unterschätze ihn niemals, trainiere aber auch nicht überheblich oder gar herablassend mit ihm. Überlasse Übungsaufforderungen immer dem älteren und höher graduierten Partner. Grüße vor dem Betreten des Dojo im Karateanzug zweimal mit "OSU", einemal für das Dojo (übersetzt: Raum des Weges) und einmal für den Lehrer!

11. Regel
SEI STARK! Zeige nie deinem Partner ein Zeichen von Schwäche! Laß dir nicht anmerken, wenn du müde und erschöpft bist. Im Kampf wachsen deinem Gegner im gleichen Maße die Kräfte zu, wie du Schwäche zeigst. Setze dich während des Unterrichts nicht unaufgefordert hin; leg dich nicht, während sich deine Kameraden bei einer Übung anstrengen, wenn du selbst einmal eine Pause haben solltest. Während des Unterrichts stütze dich nicht ab, verlasse nicht deinen Platz, zappele nicht unnötig herum; ein Karateka hat seinen Geist und seinen Körper immer unter Kontrolle!

12. Regel
SEI BEHERRSCHT! Zeige in allen Situationen Selbstdisziplin und wahre die Beherrschung! Lerne deine positiven und negativen Emotionen zu unterdrücken. Mache zum Beispiel wegen einer kleinen Verletzung kein großes Aufheben, kämpfe kontrolliert und konzentriert weiter; du betreibst Kyokushin Karate, eine harte Zweikampsportart!

13. Regel
SEI GRÜNDLICH! Strebe immer nach dem höchsten Ziel: der Perfektion! Selbst wenn du sie nie erreichen wirst, allein der Weg (japanisch: DO) zählt! Bereite alle Übungen konzentriert vor (YOI), schließe alle Übungen bewußt und konzentriert ab (YASUME), dann erst kannst du Körper und Geist entspannen. Wehre dich gegen Müdigkeit, Unlust und Unaufmerksamkeit. Vergiß im Unterrich die Zeit, widme dich nur der Sache selbst, deiner Übung und deinem Partner. Laß dich nicht von außen ablenken und lenke selbst nie einen Karateka beim Training von außen her ab! Auch wichtige Dinge haben oft eine halbe oder eine Stunde Zeit!

14. Regel
SEI SAUBER! Bei Kampfsportarten wie dem Karate kommen Menschen miteinander auf "Tuchfühlung" und in Kontakt. DAher müssen gewisse hygienische Grundbedingungen erfüllt und beachtet werden. Wasche dir grundsätzlich vor dem Unterricht die Füße, schneide Finger- und Fußnägel kurz und halte sie sauber. Achte auf die Sauberkeit deines Karate Anzuges. Alkoholgenuß vor dem Karate Unterricht: Unmöglich! Du willst doch nicht zur Gefahr für deine Partner werden?! Ringe, Halsketten, Stecker jeder Art haben im Karate Unterricht keinen Platz, sie könnten andere verletzen. Kaugummi und trinken während des Unterrichts: undenkbar!

15. Regel
SEI BESTÄNDIG! Du hast dich entschlossen, Karate zu erlernen. Das ist ein langer Weg des Übens. Nun besuche regelmäßig, etwa zweimal die Woche, deinen Unterricht. Dein Lehrer und deine Partner mögen es gar nicht, wenn du sie zu unnötigen Wiederholungen zwingst, nur weil du zu träge warst, deinen Unterricht regelmäßig zu besuchen.
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